Exempel

Exempel

* * *

Ex|ẹm|pel 〈n. 13
1. 〈geh.〉 (warnendes) Beispiel
2. 〈veraltet〉 Aufgabe, Rechenaufgabe
● ein \Exempel statuieren ein abschreckendes Beispiel geben; die Probe aufs \Exempel machen die Richtigkeit einer Annahme, Behauptung durch Probieren nachweisen; etwas zum \Exempel nehmen als Beispiel anführen [<lat. exemplum „Beispiel“]

* * *

Ex|ẹm|pel, das; -s, - [mhd. exempel < lat. exemplum, eigtl. = das (als Muster) Herausgenommene, Herausgegriffene, zu: eximere (2. Part.: exemptum), eximieren]:
1. (bildungsspr. veraltend) [Lehr]beispiel:
nimm dir an deinem Bruder, an seinem Vorgehen ein E.;
etw. zum E. nehmen;
ein E. [an jmdm., mit etw.] statuieren (durch drastisches Vorgehen in einem Einzelfall ein abschreckendes Beispiel aufstellen; nach lat. exemplum statuere).
2. (veraltet) Rechenaufgabe (als Übungsbeispiel):
jmdm. ein E. aufgeben;
ein E. lösen;
die Probe aufs E. machen (etw. durch Ausprobieren am praktischen Fall auf seine Richtigkeit prüfen).

* * *

Exẹmpel
 
[lateinisch, eigentlich »das (aus verschiedenen gleichartigen Dingen als Muster) Herausgegriffene«] das, -s/-,  
 1) allgemein: (Lehr-)Beispiel, Muster; Lehre; ein Exempel statuieren, eine beispielhafte, warnende Strafe vollziehen.
 
 2) Literaturwissenschaft: Exẹmplum, zunächst in der antiken Rhetorik 1) ein kurzer Bericht von bestimmten Taten oder Leistungen, eingeschoben u. a. in eine Rede als positiver oder negativer Beleg (Paradigma) für eine besondere Eigenschaft; 2) die Berufung auf eine Gestalt aus Mythos, Sage, Geschichte, für die eine spezifische Eigenschaft oder Verhaltensweise typisch ist (Beispielfigur). - Exempelsammlungen gab es schon in der Antike. Besonders beliebt war das Exempel im Mittelalter in didaktischen, auch epischen Werken und v. a. in Predigten (Predigtmärlein). Als Exempel wurden zur moralischen oder religiösen Belehrung und Veranschaulichung kurze Erzählformen herangezogen wie Anekdote, Fabel, Parabel, Legende, oft mit einer praktischen Nutzanwendung am Schluss. Die Stoffe für die Exempel stammten aus allen Wissens- und Erfahrungsgebieten, aus der Bibel (Gleichnisse), der antiken Literatur, aus theologischen, hagiographischen Schriften, aus der historischen und volkstümlichen Überlieferung und der Naturkunde. Die Bedeutung des Exempels für die mittelalterliche Literatur zeigen zahlreiche, zum Teil recht umfangreiche Exempelsammlungen (Petrus Alfonsi: »Disciplina clericalis«, um 1100; Caesarius von Heisterbach: »Dialogus miraculorum«, 1219-23; »Proprietates rerum moralitate«, Ende des 13. Jahrhunderts; »Liber exemplorum de Durham«, um 1275; Stephan von Bourbon: »Tractatus de diversis materiis praedicabilibus«, Mitte des 13. Jahrhunderts). Zu Fundgruben wurden auch reich mit Exempeln ausgestattete Predigtsammlungen (z. B. die »Sermones de tempore« und »Sermones vulgares«, 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts, des Jakob von Vitry) sowie Chroniken und Geschichtenbücher wie die »Gesta Romanorum« (13./14. Jahrhundert), in der viele Typen des Exempels ihre endgültige Form fanden. Im 14. Jahrhundert wurden allegorisierende moralische Exempel beliebt. Die mittelalterlichen Exempel blieben bis zum Barocks lebendig. Es entstanden sogar neue Sammlungen (»Schauplätze«), so u. a. durch P. Lauremberg, G. P. Harsdörffer, H. A. von Ziegler und Kliphausen. Zur literarischen Gattung wurde das Exempel ausgebildet im mittelhochdeutschen Bispel (Beispiel).
 
 
Jb. für Volkskunde, Jg. 5 (1982);
 
E. u. E.-Sammlungen, hg. v. W. Haug u. B. Wachinger (1991).
 

* * *

Exẹm|pel, das; -s, - [mhd. exempel < lat. exemplum, eigtl. = das (als Muster) Herausgenommene, Herausgegriffene, zu: eximere (2. Part.: exemptum), ↑eximieren]: 1. (bildungsspr. veraltend) [Lehr]beispiel: diese Komposition ist ein E. der Zwölftontechnik; ein E. für etw. liefern, aufstellen; sich <Dativ> ein E. an jmdm., etw. nehmen; etw. zum E. nehmen; als der Film die Figuren ... zum E. degradierte, da verlor er an Überzeugungskraft (Saarbr. Zeitung 10. 7. 80, 7); *ein E. [an jmdm., mit etw.] statuieren (durch drastisches Vorgehen in einem Einzelfall ein abschreckendes Beispiel aufstellen; nach lat. exemplum statuere): dass er vorhabe, den Besitzer der Reederei in Haft zu nehmen, um ein E. zu statuieren (Prodöhl, Tod 224); zum E. (veraltend; zum Beispiel). 2. (veraltet) Rechenaufgabe (als Übungsbeispiel), Rechenexempel: jmdm. ein E. aufgeben; ein E. lösen; *die Probe aufs E. machen (etw. durch Ausprobieren am praktischen Fall auf seine Richtigkeit prüfen).

Universal-Lexikon. 2012.

Игры ⚽ Поможем решить контрольную работу

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Exempel — Sn erw. stil. (14. Jh.), mhd. exempel Entlehnung. Ist entlehnt aus l. exemplum, eigentlich das (als Muster) Herausgegriffene , zu l. eximere (exēmptum) herausnehmen , zu l. emere nehmen und l. ex . Im 16. Jh. dazu dann Exemplar, wozu weiter… …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Exempel — (v. lat. Exemplum), 1) Beispiel; so Exempla sunt odiosa, Beispiele anzuführen ist gehässig. Exempli causa (E. gratia), zum Beispiel; 2) arithmetische Aufgabe, bes. wenn die Größen, mit denen man rechnen soll, bestimmte Zahlen sind …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Exempel — (lat. Exemplum), Beispiel, Muster; arithmetische Aufgabe; warnendes Beispiel (ein E. statuieren). Exempli causa oder gratia, abgekürzt e. c. oder e. g., beispielshalber, zum Beispiel; exempla illustrant, Beispiele erläutern; exempla sunt odiosa,… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Exempel — (lat. exemplum), Beispiel, Muster; arithmet. Aufgabe; warnendes Beispiel (ein E. statuieren); exempla docent oder illustrant, Beispiele erläutern; exempla sunt odiōsa, Beispiele anzuführen ist gehässig, d.h. man spricht nicht gern davon; exempli… …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Exempel — Exempel, lat. exemplum, Beispiel, Muster; exemplarisch, lat. exemplariter, musterhaft; warnend. Exemplification, Beweis durch Beispiele, davon exemplificiren; exemplificatio documenti, beglaubigte Abschrift einer Urkunde. Exempli gratia, oder e.… …   Herders Conversations-Lexikon

  • Exempel — »Beispiel«: Das Wort wurde in mhd. Zeit aus lat. exemplum (< *ex em lom) entlehnt, das mit einer ursprünglichen Bed. »(aus verschiedenen gleichartigen Dingen) als Muster Herausgenommenes« zu lat. ex imere »herausnehmen«, einer Bildung zu emere …   Das Herkunftswörterbuch

  • Exempel — 1. Böse Exempel der Pfaffen ist ain mord. – Agricola II, 414. 2. Böse Exempel verderben gute Sitten. – Bücking, 97. 3. Böse exempel zu hauss vnd das wälsch reisen drauss, vnd die newe Licentz verderbt der Teutschen regiment. – Lehmann, 687, 10. 4 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Exempel — Unter einem Exempel (von lat. exemplum = Abbild, Beispiel, Vorbild) versteht man: im eigentlichen Wortsinn ein (Lehr )Beispiel, siehe Beispiel veraltet für ein Rechenexempel in der Mathematik, siehe Rechenaufgabe in der Redewendung ein Exempel… …   Deutsch Wikipedia

  • Exempel — ◆ Ex|ẹm|pel 〈n.; Gen.: s, Pl.: 〉 1. Aufgabe, Rechenaufgabe; die Probe aufs Exempel machen die Richtigkeit einer Annahme, Behauptung durch Probieren nachweisen 2. Beispiel; etwas zum Exempel nehmen als B. anführen; ein Exempel statuieren ein… …   Lexikalische Deutsches Wörterbuch

  • Exempel — das Exempel, (Aufbaustufe) geh.: lehrhaftes Beispiel für etw. Synonyme: Fallbeispiel, Lehrbeispiel, Musterbeispiel, Paradebeispiel, Schulbeispiel Beispiel: Nimm dir ein Exempel an diesem fleißigen Knaben! …   Extremes Deutsch

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”